Karten
Moccasin Trails in the Okanagan

Indigene Erlebnisse und Abenteuer in British Columbia

Teilen  Facebook Twitter pinterest logoPinterest

In der Region Thompson Okanagan in British Columbia fährt man in etwa 90 Minuten von Sicamous nach Kamloops. Der größte Teil der Strecke ab Sicamous (1.786 Einwohner) führt über den Highway #1. Das Verkehrsaufkommen ist fast immer niedrig und die Landschaft ist nett, eine Mischung aus kleinen Siedlungen, Hügeln und halbtrockener Wüste; einfach eine schöne Fahrt.

Wenn du dich jedoch in ein Kanu setzen und eine Woche lang zwischen den beiden Städten hin- und her paddeln würdest, könntest du eine lebensverändernde Erfahrung machen.

Genau das ist Frank Antoine passiert. Im Jahr 2013 nahm Antoine an einem Konvoi aus 23 Kanus und 200 Personen teil, der in Sicamous startete und an den von Bäumen gesäumten Klippen und Sandstränden des riesigen Shuswap-Sees vorbei durch den Cinnemousun Narrows Provincial Park und den Little Shuswap Lake führte, um dann über den breiten South Thompson River in Kamloops zu enden. Die Reise wurde von Mitgliedern der örtlichen indigenen Gemeinden und verschiedenen Strafverfolgungsbehörden – der Royal Canadian Mounted Police, der städtischen Polizei und anderen Einheiten – unternommen, um das Vertrauen und die Beziehungen zwischen den beiden Gruppen zu verbessern. Auf Antoine hinterließ jedoch der simple Akt, ein Ruder durch die angestammten Gewässer seiner Shuswap Nation zu ziehen, den größten und bleibenden Eindruck.

“Dadurch entschleunigte sich alles für mich”, erinnert sich der heute 54-jährige Antoine. “Alles im Leben ist schnelllebig. Man hat keine Zeit, die Elemente um sich herum wahrzunehmen. Ein großer Teil des Flusses wird von einer Autobahn gesäumt, und vom Auto aus würde man nicht einmal ahnen, dass der Fluss direkt daneben liegt. Es ist ein völlig anderes Ökosystem.”

Es waren nicht nur die Adler, Fischadler, Trompeterschwäne, Wasservögel, Lachse (der South Thompson River ist ein wichtiges Laichgewässer) und andere Wildtiere entlang der Wasserstraße, die Antoine veränderten. Es war das Gefühl der Verbundenheit, das er sofort spürte.

“Wenn man in ein Kanu steigt, ein Paddel in die Hand nimmt und diese Erfahrung gemeinsam mit anderen macht, wird man sofort eine Familie”, sagt er. “Diese Reise hat mich in die Kultur hineingezogen und mir bewusst gemacht, wie viel ich verpasst hatte.”

Antoine hatte mehr als ein Jahrzehnt damit verbracht, authentische indigene Tourismusprogramme und -projekte für die erstklassige Quaaout Lodge & Spa im Talking Rock Golf Resort zu entwickeln, die der Little Shuswap Lake Indian Band gehört. Kurz nach der Reise 2013 tauchte er jedoch in die Kanukultur ein – und baute schließlich ein traditionelles Kanu aus Pappelholz – und begann über die Gründung eines eigenen Unternehmens nachzudenken.

Zusammen mit seinem Partner Greg Hopf – geboren und aufgewachsen in der winzigen Dene-Gemeinde Liidlii Kue (Ft. Simpson) in den Nordwest-Territorien – gründete Antoine im Jahr 2018 Moccasin Trails. Das Unternehmen führt Wanderungen und Kanutouren durch die traditionellen Gebiete und Gewässer der Secwepemcuu’l’ecw (Shuswap Nation) durch. In großen Kanus, die Platz für 12 oder 16 Paddler bieten, folgen die Besucher einem Weg, der von Ureinwohnern über Jahrhunderte genutzt wurde; Dabei erzählt ein örtlicher Wissenshüter Geschichte und Geschichten der Shuswap Nation.

“Greg und ich bezeichnen uns als ‘Mitbegründer’, nicht als ‘Miteigentümer'”, sagt Antoine. “Der Grund dafür ist, dass das Land nicht uns gehört, die Kultur nicht uns gehört. Es ist an uns, beides mit anderen zu teilen, und wir haben einen Weg gefunden, dies zu tun.”

Squamish Lil'wat Cultural Centre | Blake Jorgenson

DER INDIGENE TOURISMUS BOOMT

Antoines Geschichte ist inspirierend, aber sie ist nicht zwingend einzigartig. Der indigene Tourismus boomt in allen Ecken von British Columbia, er bringt rekordverdächtige Zahlen hervor, erschließt Besuchern neue Gebiete und schafft wichtige Möglichkeiten für indigene Gemeinschaften.

Einem Bericht von Indigenous Tourism BC aus dem Jahr 2018 zufolge gab es 2017 in der Provinz 401 Unternehmen in Zusammenhang mit indigenem Tourismus. Diese Zahl stellt einen Anstieg von 33 Prozent gegenüber 2014 dar. Auf indigene Unternehmen entfielen im Jahr 2016 7.400 Vollzeitarbeitsplätze und 705 Millionen Kanadische Dollar. Es wird erwartet, dass diese Zahlen weiter steigen werden.

“Indigene Reiseveranstalter sind optimistisch, was die Aussichten für ihre Unternehmen in den nächsten fünf Jahren angeht”, heißt es in dem Bericht. “Etwa 75 % von ihnen gehen davon aus, dass sie ihr Personal in diesem Zeitraum aufstocken werden.”

“Für viele indigene Gemeindevorsteher ist der indigene Tourismus immer noch ein schlafender Riese, sie sehen ihn noch nicht als Wirtschaftsriese”, sagt Antoine. “Aber die Menschen werden sich mehr und mehr des Potenzials des Landes und der Geschichten, die sie erzählen können, bewusst.”

Ein Teil dieses Erfolgs ist wie immer mit der erstaunlichen Vielfalt von BC verbunden. Ganz gleich, ob Besucher ein urbanes Erlebnis suchen, auf kulinarische Reise gehen, tief in die Geschichte der Ureinwohner eintauchen oder ein haarsträubendes Abenteuer erleben möchten, die indigenen Tourismusanbieter in der Provinz bieten erstklassige Möglichkeiten.

Die Skwachàys Lodge im Herzen von Vancouvers historischem Stadtzentrum ist Kanadas erstes indigenes Kunsthotel. Jedes der 18 Zimmer und Suiten ist einzigartig eingerichtet und wurde von einem Team aus Künstlern und Designern thematisch gestaltet, z.B. gibt es die Longhouse Suite, Paddle Suite, Canadiana Suite etc.. In der Hotellobby befindet sich die Urban Aboriginal Fair Trade Gallery, ein sozialwirtschaftliches Unternehmen, das von der Vancouver Native Housing Society gegründet wurde, um eine gemeindeeigene Ressource für indigene Künstler zu schaffen.

Entlang der Küste nördlich von Vancouver gelangt man in das prächtige Squamish Lil’wat Cultural Centre der Squamish Nation und Lil’wat Nation in Whistler, das Kunst, Geschichte und Kultur der beiden Völker zeigt. Die riesigen Fensterfronten des Zentrums, die den Blick in einen uralten Zedernwald lenken, verleihen der schönen Sammlung einen Hauch von Dramaturgie. Im kleinen, aber bedeutenden Alert Bay, einem Zentrum für Totempfahlschnitzerei, Potlatch-Geschichte und indigene Kunst, beherbergt das U’mista Cultural Centre eine außergewöhnliche Sammlung kunstvoll geschnitzter Masken und anderer Insignien von Gemeinschaften, die das Erbe der Kwakwaka’wakw Nation teilen.

Reisenden mit Abenteuer im Sinn stehen zahlreiche indigen geführte Erlebnisse und Aktivitäten zur Auswahl. Das preisgekrönte Unternehmen Cariboo Chilcotin Jetboat Adventures mit Sitz in Williams Lake nimmt Besucher mit auf eine aufregende Erkundungstour durch einige der am wenigsten besuchten und ursprünglichsten Gebiete der Provinz. Die Wild Bighorn Sheep Range Safari auf dem Fraser River ist ein ganztägiger Ausflug, bei dem die Gäste oft Dickhornschafe, Bären, Maultierhirsche und Steinadler sehen. Das Iron Canyon Adventure, ebenfalls auf dem Fraser River, ist eine zweieinhalbstündige, Adrenalin fördernde Jagd durch herausfordernde Stromschnellen und vorbei an überirdischen Hoodoo-Formationen, die über dem Fluss thronen.

“Der Fraser River durchschneidet die nördlichste Wüste Nordamerikas”, so das Unternehmen. “Die Ureinwohner der Region üben weiterhin traditionelle kulturelle Aktivitäten aus, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden.” “…Das Land ist auch reich an der Geschichte über die Entdeckungen von Simon Fraser und dem darauf folgenden Goldrausch.”

Die Kwadacha Nation in der Nähe von Fort Ware ist eine der weiter abgelegenen indigenen Gruppen mit etwa 270 Mitgliedern, die 570 Kilometer nördlich von Prince George leben. Ihr Gebiet liegt am Zusammenfluss von Fox, Kwadacha und Finlay im Rocky Mountain Trench und ist von Prince George aus per Flugzeug oder in acht bis zehn Autostunden über eine Forststraße zu erreichen. Um Besuchern dieses inspirierende und raue Paradies näherzubringen, bietet Kwadacha Outfitters Öko-Touren, Angelausflüge und Pirschjagden in der Wildnis von North Central BC an.

Kamloopa Powwow | @nathanielatakora

Das größte Ereignis im indigenen Reisekalender – und eines der fotogensten für Besucher – ist das jährlich im August stattfindende Kamloopa Powwow. Jedes Jahr versammeln sich auf dem Tk’emlups te Secwepemc Powwow Grounds in Kamloops mehr als tausend Tänzer zu einer der größten Feiern der indigenen Kultur und des indigenen Erbes in ganz Kanada. Es ist eine faszinierende Darbietung der Secwepemc-Kultur mit Geschichten, Gesang und Tanz in traditionellen Kostümen. Für das leibliche Wohl sorgen Imbissstände, die indigene und andere Gerichte bieten.

“Unsere Gesellschaft unterstützt den Multikulturalismus”, sagt die Vorsitzende der Kamloopa Powwow Society, Delyla Danials. “Wir ermutigen und begrüßen alle Menschen, unser angestammtes Land mittels Kunst, Gesang und Tanz zu feiern und zu genießen.”

DIE KRAFT DES INDIGENEN TOURISMUS

Für die Besucher bringt der zunehmende indigene Tourismus zahlreiche Vorteile mit sich, nicht zuletzt ein intensives kulturelles Erlebnis und der Zugang zu Wildnisgebieten der Ureinwohner, der ansonsten vielleicht eingeschränkt wäre.

Auch die First Nations sehen die positiven Auswirkungen des Tourismus auf ihr angestammtes Land. Nirgendwo wird dies deutlicher als in der erstklassigen Spirit Bear Lodge in Klemtu auf Swindle Island. Die 2011 eröffnete Lodge liegt in einem der landschaftlich reizvollsten Fjorde der Küste, etwa auf halbem Weg zwischen der Nordspitze von Vancouver Island und Prince Rupert.

Sie wird von den Völkern der Kitasoo und Xai’xais betrieben und zieht Besucher aus der ganzen Welt an, die die ungestörte Schönheit des Gebiets erleben und eine Vielzahl von Wildtieren beobachten möchten. Die Hauptattraktion ist natürlich der seltene “Geisterbär”, ein weiß- oder cremefarbener Schwarzbär, dessen Färbung auf ein genetisches Merkmal zurückzuführen ist, das bei Schwarzbären an der Küste sehr selten ist. Laut der Lodge haben Besucher eine 50-prozentige Chance, einen der 75 bis 100 “Geisterbären” zu sehen, die im riesigen angestammten Gebiet der Kitasoo und Xai’xais leben. Aber die unberührte Natur macht eine Reise in jedem Fall zu etwas Besonderem.

Für all die unvergesslichen Erlebnisse, die die Spirit Bear Lodge ihren Besuchern bietet, hat sie aber auch viel zurückbekommen.

“Eine Sache, mit der wir uns gerne brüsten, ist, dass wir jetzt in dritter Generation arbeiten”, sagt Bridgett Orsetti von der Spirit Bear Lodge. “Es gibt buchstäblich einen Großvater, der das Boot fährt. Jemand in meinem Alter (46) ist vielleicht Bärenführer, und ein Teenager ist der Assistent des Bärenführers und bereits mit an Bord oder in der Lodge seit er sieben Jahre alt ist. Was für eine großartige Möglichkeit für Menschen, die in einer abgelegenen Gemeinde leben, mit ihren Familienmitgliedern zusammenzuarbeiten und dies zu einem echten Vollzeitjob auszubauen.”

Wie bei den meisten anderen indigenen Tourismusunternehmen steht auch bei Spirit Bear die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt der Arbeit.

“Die Lodge hat sich sehr positiv auf den allgemeinen Schutz der Ressourcen des Gebiets ausgewirkt”, sagt Orsetti. “Wir haben eine Menge Geld in Gruppen gesteckt, die helfen, das Gebiet zu erhalten… Das Geld fließt in einen Kreislauf des Guten.”

Und zwar so gut, dass die Spirit Bear Lodge zum Vorbild für andere indigene Tourismusunternehmen geworden ist. In den letzten Jahren sind indigene Gruppen aus den Nordwest-Territorien und sogar aus Indonesien und der Mongolei nach Klemtu gekommen, um zu lernen, wie sie die Erfolge der Spirit Bear Lodge auf ihre eigenen aufkeimenden Tourismusbestrebungen übertragen können.

“Wir bieten einzigartige Reiseerlebnisse, zahlen Löhne und sorgen dafür, dass das Gebiet geschützt wird”, sagt Orsetti.

Ob indigen oder nicht, es ist in jedem Fall ein Erfolgsrezept für eine lohnenswerte Reise.

Länge -

Titelbild: Moccasin Trails, Niki Kennedy

#explorebc

Tagge Deine Erlebnisse in BC mit #exploreBC. Unsere Lieblinge findest Du hier!

BEGINNE MIT DER PLANUNG DEINER BC-REISE

AN- & RUNDREISE

Alle Wege führen nach British Columbia: per Flugzeug, Auto, Zug oder Fähre.

LOS GEHT'S
UNTERKÜNFTE

Von Fünfsterne-Hotels über malerische B&Bs hin zu einfachen Campingplätzen gibt es eine große Bandbreite.

SCHLAFEN GEHEN
WETTER

Erfahre, was Dich in der Stadt und auf dem Land erwartet.

VORHERSAGE UND MEHR