Was für eine Art von Ort kommt Dir in den Sinn, wenn Du das Wort “abgeschieden” hörst? Ist es vielleicht einfach eine Ortschaft ohne Starbucks? Für mich ist ein Abenteuer in der Abgeschiedenheit gleichbedeutend mit Zeit in der Natur. Letzten Sommer, als ich in wirklich entlegene Gefilde in den Tweedsmuir Provincial Park im Norden British Columbias aufbrach, bekam diese Definition noch eine weitere Dimension. Es ging nun auch darum, den Raum zu finden.
Wir machten uns per Wasserflugzeug auf einen landschaftlich atemberaubenden Flug mit Nick Hawes von Lakes District Air & Fishing. Sobald wir in der Luft schwebten, wurde uns das Ausmaß der Natur in ihrer ganzen Größe und Ursprünglichkeit vor Augen geführt: Wir sahen Wald, soweit das Auge reichte, voller versteckter Überraschungen wie blaue Seen und von der Sonne geformte Gletscher. Einer dieser Seen sollte während der nächsten Tage zu unserem persönlichen Abenteuerspielplatz in der Natur werden.
Wir landeten also am Tesla Lake und parkten das Wasserflugzeug vor unserer Holzhütte. Was für ein großartiges Gefühl, den See als unseren Vorgarten zu haben! Ich nutzte die Gelegenheit und machte mich gleich, nachdem wir unsere Schlafsäcke und Ausrüstung ausgeladen hatten, auf einen Ausflug auf dem Paddleboard um inmitten des Sees Platz zu nehmen.
Aufgrund der Abgeschiedenheit unseres Rückzugsortes am Tesla Lake, hatten wir genügend Essen für die drei Tage eingepackt. Doch ein Abendessen blieb mir besonders in Erinnerung, nämlich jenes, bei dem ich meinen eigenen Fisch angelte, eine Regenbogenforelle, und diese über dem ersten Lagerfeuer zubereitete, das ich selbst aufgebaut hatte.
Diese Oase der Natur ist nur aus der Luft zugänglich, denn es gibt weder Straßen noch Wege. Nur Du, eine einladende Hütte und die unberührte Wildnis.
Vom Tesla Lake flogen wir zur Pondosy Bay, wo wir im Pondosy Bay Wilderness Resort übernachteten. Die Gegend gilt als Traum eines jeden Abenteurers: Angeln, Wanderungen zu Wasserfällen und viele Seen, die erkundet werden wollen, stehen hier auf dem Programm. Das geschichtsträchtige Resort wurde bereits 1919 von Jim Van Tine, einem echten Naturburschen gegründet. Bis heute wird es von der Familie Van Tine geführt, befindet sich aber nun im Besitz der Cheslatta Carrier Nation.
In den 1950er Jahren, als der Kenney Damm die Gegend überschwemmte, wurde die Cheslatta Nation gezwungen ihr nahegelegenes traditionelles Territorium zu verlassen. Teil der Aussöhnung zwischen der Cheslatta Carrier Nation und der Regierung von British Columbia war die Eigentumsübertragung des Pondosy Bay Wilderness Resort an die indigene Gemeinschaft. Das nachfolgende Video zeigt die Wissenshüterin und -vermittlerin (Elder) der Cheslatta Carrier Nation, Gloria Quaw bei einem Besuch in Pondosy. Sie erzählt, wie es sich anfühlt, das erste Mal nach über 60 Jahren auf das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren.
Unsere Heimreise traten wir zu Wasser an, doch zunächst mussten wir die Chikamin Bay Rail Portage bewältigen. Eine Portage auf Schienen ist genau das, wonach es sich anhört: Du hebst das Boot aus dem Wasser und auf einen Schienenwagen und ziehst es übers Land bis zum Eutsuk Lake auf der anderen Seite. Allein für diese neue Erfahrung hat sich die Mühe gelohnt.
Unser Besuch in Tweedsmuir hat meine Definition des Begriffes “abgeschieden” erweitert. Dabei geht es nicht mehr nur darum die Natur zu finden, sondern auch den Raum: Raum, um zu sehen – das bedeutet, sich die Zeit zu nehmen um das spiegelglatte Wasser eines Sees zu betrachten oder die unzähligen Grüntöne der Bäume; Raum, um zu hören – das heißt, dem knisternden Lagerfeuer zu lauschen anstatt meiner eigenen Stimme; Raum, um zu wachsen, also um Mut zu schöpfen und etwas Neues auszuprobieren. Es geht um den inneren Raum; Raum, um aus der Stadt auszubrechen, seinen Kopf klar zu bekommen, und einfach nur zu sein.
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