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Whistler Blackcomb

Skifahren in British Columbia: Viel Raum und unendliche Weiten

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Whistler Blackcomb | Blake Jorgenson

British Columbia ist ein riesiges, auffällig gebirgiges Gebiet. Um sein geografisches Zentrum zu erreichen, müsste man von Vancouver aus eine 10-stündige Fahrt über mehrere Gebirgszüge und Klimazonen zurücklegen. Aber hier ein greifbarerer Maßstab: Würde man British Columbia über das gebirgige Rückgrat des Westens der USA legen, würde es einige oder alle Teile von Idaho, Montana, Wyoming, Utah, Colorado, Arizona und New Mexico bedecken.

Führe dir die Bandbreite der Skimöglichkeiten vor Augen, die diese Staaten vorhalten – die Struktur und Faltung der Berge, die unterschiedlichen Wälder und Gebirgslandschaften, die lokalen Besonderheiten des Schnees und die kulturellen Gepflogenheiten – und du erhältst eine Vorstellung davon, wie vielfältig Skifahren in BC ist. Kurz gesagt, hier gibt es mehr zu entdecken, als man glaubt.

The 1 km (0.6 mi) skating loop at Apex Mountain Resort.
Der 1-km (0.6-mi) Schlittschuh-Rundweg im Apex Mountain Resort | _reveries via Instagram

Der so häufig verwendete Ausdruck vom “Skifahren in BC” kann also unzählige und die unterschiedlichsten Bilder hervorrufen. Per se betrachtet verrät er uns jedoch zwei wichtige und konkrete Informationen: viel Schnee und viel Platz. Die erste macht das Skifahren in der Provinz Instagram-würdig, aber es ist die zweite, die es definiert. Selbst “kleine” Skigebiete in BC sind groß genug, damit sich die Skifahrer verteilen und auf Entdeckungstour gehen können.

Und es wird noch besser: Die Skigebiete in BC spiegeln ihre wilde Natur auch neben den Abfahrten wider und liefern so eine sanftere Version ihrer Postkarten-Landschaften als Hintergrund zum Skitourengehen, Skilanglauf, Schneeschuhwandern, für Hundeschlittentouren, zum Fatbiking, Ziplining und Eisfischen. Oder wie wäre es vielleicht mit einer Runde Schlittschuhlaufen auf dem einzigartigen einen Kilometer langen Rundweg durch den malerischen Wald im Apex Mountain Resort?

Ja, und dann gibt es da noch Whistler Blackcomb – ein Riese an der Küste, der regelmäßig unter den Top 10 der meistbesuchten Skigebiete der Welt landet und immer ausreichend Bewegungsfreiheit bietet. Selbst in der Ferienzeit kannst du, wenn du erst einmal auf dem Berg bist, im Handumdrehen jede Menschenmenge hinter dir lassen; ganze Zivilisationen könnten sich in den über 3.200 Hektar von Whistler Blackcomb verstecken, einem der wenigen Orte, an denen Übertreibungen der Realität nicht gerecht werden. (Nachdem ich seit 20 Jahren hier lebe, kann ich immer noch an jedem beliebigen Tag Skifahren gehen und eine Abfahrt entdecken, die ich noch nie zuvor gesehen habe.)

Aber so sicher, wie Raum (oder Platz) etwas Physisches ist, so ist er auch Gemütszustand. Nämlich dann, wenn bestimmte Merkmale ein Raum-Gefühl schaffen, wie etwa Aussichten. Von Whistler Blackcomb aus hat man einen Blick auf die Gletscher und Vulkane des Garibaldi Provincial Park, vom Kicking Horse Mountain Resort aus auf den gewaltigen Rocky Mountain Trench und vom Mount Washington Alpine Resort auf Vancouver Island aus auf, naja, auf einfach alles. Ob du nun nach Westen zu den zerklüfteten Gipfeln des Forbidden Plateau oder nach Osten über die Salish Sea zu den Coast Mountains blickst, die einzige Möglichkeit, ein Skigebiet zu haben, das noch näher am Meer ist, wäre, wenn es direkt aus dem Wasser aufsteigen würde.

Platz oder Raum wird auch durch Topografie begünstigt – je vielschichtiger, desto besser. Das Sun Peaks Resort, das zweitgrößte Skigebiet der Provinz, erstreckt sich über drei einzigartige Berghänge: Mount Tod, Sundance Mountain und Mount Morrisey. Fernie Alpine Resort verfügt über fünf Schneeschüsseln. Das RED Mountain Resort ist bekannt für seine Skiabfahrten vom Granite Peak, die tatsächlich einen 360°-Rundumblick bieten. Und als höchster Gipfel zwischen dem Okanagan Valley und den Monashee Mountains ist das Big White Ski Resort praktisch seine eigene Bergkette.

Und dann ist da noch die Gebirgslandschaft per se. Beim Skifahren in BC ertappe ich mich oft dabei, wie ich in die hoch aufragenden weißhaubigen Hemlocktannen und Fichten eintauche, die in dieser spitzen, perfekten Bergform wachsen. Mit ihrer schallschluckenden Pracht zaubern diese “Schneebäume” Trost und Zuflucht in die Winterlandschaft.

SilverStar Mountain Resort
SilverStar Mountain Resort | Andrew Strain

Schneebäume sind ein Markenzeichen des SilverStar Mountain Resort. Bei einem kürzlichen Besuch lag im vorderen Vance Creek-Gebiet überall Pulverschnee, aber es waren keine Menschen unterwegs. Tatsächlich schienen mehr Leute an einem morgendlichen Skilanglauf interessiert zu sein, als sich mit dem Lift ins unverspurte Vergnügen bringen zu lassen. Um Abstand zwischen mich und die nicht vorhandene Menschenmenge zu bringen, begab ich mich direkt zum hinteren Putnam Creek-Gebiet, einem steilen und an diesem Tag wirklich tiefschwarzen Spielplatz mit Kämmen, Rinnen und Schneisen, wo es nur mich gab… und die Schneebäume.

Ich habe eine ganze Reihe ähnlicher Geschichten aus meiner Zeit beim Skifahren in BC im Gepäck. Einmal, in Kicking Horse, lockerten Sonne und perfekter Schnee einen bitterkalten Januartag auf – das taten aber auch die leeren Pisten, Rinnen und Schüsseln. Ich verbrachte den Vormittag damit, CPR und Redemption Ridges zu durchqueren, machte eine Abfahrt nach der anderen auf Crystal Bowl und fragte mich, wo die Skifahrer blieben.

Als die Sonne weiterzog, folgte ich ihr in die Feuz Bowl und dann weiter zum Terminator Peak, bevor ich die praktisch leere Super Bowl erreichte und mich auf eine lange Abfahrt zurück nach unten freute. Sowohl die Hotels als auch der Berg waren “dicht”, aber das Skifahren blieb eine geräumige, offene und nicht überlaufene Angelegenheit. Selbst an seinem besucherstärksten Tag könnte man in Kicking Horse 3.000 Seelen dabei zusehen, wie sie sich dank der schieren Auswahl an Möglichkeiten am Berg verteilen.

Bei einem Besuch im Panorama Mountain Resort war es nicht viel anders: Die Hotels waren voll, die Menschen weit verstreut. Alle Lifte waren in Betrieb und boten perfekte Abfahrten über 900 Höhenmeter bei hervorragenden Bedingungen; eine bezaubernde Erfahrung, bei der ich wusste, dass ich jederzeit ein Mittagessen auf dem Berg einnehmen konnte, ohne mir Gedanken über Menschenmassen machen zu müssen. Im RED Mountain Resort erlebte ich das Gleiche – und das an einem Samstag. Frischer Schnee, keine Schlangen an den Liften und Grey (ein Berg neben dem Hauptberg Granite), auf den nur ein Dutzend Leute mit dem Lift hoch fuhren. Das, so erfuhr ich, ist Absicht: Das Management von RED ist bestrebt, das branchenweit größte Verhältnis von Fläche zu Skifahrer zu erhalten, d. h. rund ein Hektar pro Skifahrer an den besucherstärksten Tagen. Das hat mich begeistert.

Begeistert bin ich auch vom Konzept der Kultur-Räume. Es zeigt sich überall: Sei es in der internationalen Vielfalt der 100 Bars und Restaurants in Whistler, in der Idee, eine Weintour im Winter mit Skifahren in den Okanagan-Resorts zu verbinden, oder in der riesigen Auswahl an Privatbrauereien, ausgefallenen Lokalen und Veranstaltungen in jedem Skiort.

Zum guten Schluss: BC ist in Ski-Kreisen für seinen Powder Highway bekannt, eine großartige Rundtour, welche nicht nur die Skigebiete RED, Whitewater Ski Resort, Fernie, Kimberley Alpine Resort, Panorama, Kicking Horse und Revelstoke Mountain Resort miteinander verbindet, sondern auch die höchste Konzentration an Heli- und Cat-Skiing-Angeboten sowie Ski Lodges im Hinterland aufweist. Und für jene, die zusätzlich Asphalt zu ihrem Skivergnügen brauchen, hält BC einen zweiten Powder-Weg bereit, den “North by Northwest.” Diese entlegene Route bringt abenteuerlustige Skifahrer ins Troll Resort nach Quesnel (in seiner einfachen Day Lodge im Blockhüttenstil vergangener Zeiten gibt es sogar noch Klavier und Kamin), zum Hudson Bay Mountain in Smithers (umwerfende Landschaft und großartig präparierte Abfahrten), Shames Mountain außerhalb von Terrace (knapp 12 Meter Schneefall pro Jahr und bestes Skitourengehen in Nordamerika) sowie ins Powder King Mountain Resort in der Nähe von Prince George (enorm viel Schnee in wilder Natur).

Mit seiner großen Vielfalt weckt das Skifahren in British Columbia die Lust am Entdecken und Erkunden, die auch in den Alltag der Menschen überschwappt. Der (Welt)Raum und seine unendlichen Weiten mögen die letzte Grenze sein, aber da die Bewohner British Columbias von Natur aus Abenteurer sind, ist es eine Grenze, die sie gerne teilen.

VON: LESLIE ANTHONY

LESLIE ANTHONY ist Autor, Redakteur und gelegentlich auch Filmemacher mit Sitz in Whistler. Als ehemaliger Redakteur der Magazine Powder, Bike und SKIER ist er nach wie vor in zahlreichen Impressen weltweiter Ski- und Outdoor-Publikationen zu finden. Zu Hause leitet er das preisgekrönte Mountain Life Annual, hält eine wöchentliche Kolumne im Pique Newsmagazine und schreibt ausführlich über Reisen, Abenteuer, Wissenschaft und Umwelt in Magazinen wie dem Canadian Geographic. Er hat bereits einige bekannte Bücher geschrieben, sein letztes heißt “The Aliens Among Us: How invasive species are transforming the planet —and ourselves.”