An einem späten Sommerabend des Jahres 2018, die Sonne begann langsam hinter Frank Island unterzugehen, setzten wir uns ein Ziel: Eines Tages, egal wie lange es dauerte, würden wir wieder gemeinsam die gesamte Länge des Chesterman Beach von Süden nach Norden bis hin zum Wickaninnish Inn laufen, um zu feiern. Wir sahen zu, wie sich die Umrisse der Wahrzeichen der Insel, die Sitkafichten, sowie der 115 Jahre alte Leuchtturm auf Lennard Island vor den immer kräftigeren Lila- und Orangetönen abzeichneten – beide Sinnbilder für Hoffnung und Resilienz, die uns leise anspornten.
Es ist der 16. September 2017, meine 41 Jahre alte Ehefrau – Mutter zweier und Lehrerin vieler Kinder – hat einen schweren Schlaganfall. Er kam plötzlich, leise, heftig, und eigentlich hätte sie ihn nicht überleben können. Aber Ineke ist keine normale Person: Ich habe sie einen Rucksack durch den Regenwald im nördlichen Vancouver Island tragen sehen, der die Hälfte ihres Körpergewichts wog; sah sie an der Flanke eines ausbrechenden Vulkans heruntereilen und Straßenräuber in Bangkok in die Flucht schlagen. Der Schlaganfall aber hat alles gegeben und sie gelähmt zurückgelassen, und ohne lesen, geschweige denn sprechen zu können.
Als junge Frau war Ineke Balletttänzerin an der National Ballet School of Canada. Danach war sie Grundschullehrerin und arbeitete mit lernbehinderten Kindern, von denen viele Sprachprobleme hatten. Ihr ganzes Leben lang war sie eine der unersättlichsten Leseratten, die ich je kennengelernt habe. Der Verlust ihrer Bewegungsfähigkeit, nicht mehr sprechen und lesen zu können war die Definition von schwierig. Aber da war ein Licht. Von den ersten Tagen ihres Aufenthalts im Krankenhaus, der Monate dauern würde, sogar in jenen Momenten als ihr Leben an seidensten Fäden hing, habe ich sie gedrängt, durchzuhalten, um mit mir an jenen Ort zurückzukehren, an den wir immer zurückkehrten: Tofino.